Prof. Dr. Matthias Blüher erklärt anlässlich des Welt-Adipositas-Tages: „Für Menschen mit krankhaftem Übergewicht können digitale Therapiekonzepte die Chance erhöhen, dauerhaft abzunehmen!“

Aufmerksamkeit erregen, über die chronische Krankheit aufklären und Vorurteile ausräumen – der Welt-Adipositas-Tag am 4. März 2022 ist wichtiger denn je für die steigende Zahl von Menschen mit starkem Übergewicht. 23 % der Männer und 24 % der Frauen in Deutschland sind betroffen. Anlässlich des Aktionstages berichtet Professor Dr. Matthias Blüher, Endokrinologe, Diabetologe und Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene der Universitätsmedizin Leipzig über den Nutzen Digitaler Gesundheitsanwendungen in der Adipositas-Therapie und erklärt, warum schon geringe Gewichtsverluste enorme gesundheitliche Vorteile bringen.

Anfang März erinnert ein Welttag an eine Pandemie, die durch die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Krise noch an Fahrt aufgenommen hat: Adipositas. Rund um den Globus leiden mehr als 800 Millionen Menschen unter der krankhaften Fettsucht.[1] Dabei warnen Experten:innen besonders vor der steigenden Tendenz bei Kindern und Jugendlichen. 60 % der Kinder, die heute schon vor der Pubertät übergewichtig sind, werden im frühen Erwachsenenalter adipös sein. Adipositas ist verbunden mit Stigmatisierung, gesellschaftlichen Vorurteilen, einer eingeschränkten Lebensqualität und Folgeerkrankungen wie einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkproblemen, einige Arten von Krebs und psychischen Krankheiten. Zudem ist starkes Übergewicht auch ein wichtiger Risikofaktor für einen schweren Verlauf im Falle einer COVID-19-Erkrankung. „Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Mensch mit einem BMI > 30 sein Problem nicht einfach mit einer Diät beseitigen kann. Ebenso wie bei anderen chronischen Krankheiten brauchen Betroffene eine kontinuierliche medizinische Behandlung, um Folgeerkrankungen zu vermeiden oder zu reduzieren”, erklärt Prof. Dr. Matthias Blüher anlässlich des Welt-Adipositas-Tages am 4. März 2022. Die Herausforderung dabei: Die analoge Regelversorgung ist aufgrund der stetig wachsenden Gewichtsproblematik in Deutschland längst an ihre Grenzen gestoßen. Für eine nachhaltige Behandlung der wachsenden Anzahl an Patient:innen, braucht es leicht zugängliche multimodale Therapiekonzepte. „Hier bieten Digitale Gesundheitsanwendungen wie z. B. eine leitlinienbasierte App zur Gewichtsreduktion eine niedrigschwellige Therapiemöglichkeit im Rahmen der Regelleistung“, sagt Prof. Dr. Blüher und ergänzt, dass auch die digitale Vermittlung wirklich fundierter Informationen auch wichtig für die Compliance ist.  „Auch, wenn das Thema Abnehmen medial sehr präsent ist, kursieren viele Diät-Mythen. Menschen mit Übergewicht müssen mehr über die komplexen Ursachen ihrer Krankheit lernen und verstehen, welche Rolle der Energiestoffwechsel, die Nährstoffe, Sättigungsmechanismen oder auch der Lebensstil spielt. Dies ist die Basis einer erfolgreichen Therapie.“

Ursachenforschung: Adipositas fördernde Umwelt erhöht den Behandlungsbedarf

Unser Organismus bestimmt den Grundumsatz, den Energiebedarf oder den Appetit-Hunger-Sättigungs-Mechanismus. Auch, ob wir gern körperlich aktiv sind, kulinarische Genüsse schätzen oder eher nicht, liegt in unseren Genen. „Man kann seine genetische Veranlagung zum Teil beeinflussen, doch dafür braucht es eine bewusste Änderung von Gewohnheiten, z.B. beim Kochen und Essen. Deshalb ist eine Ernährungs-Therapie für Menschen mit Adipositas so wichtig, vor allem im Hinblick auf die adipositasfördernde Umwelt, in der wir heute leben“, sagt Prof. Dr. Blüher und verweist damit auf die veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen. Der Alltag in den Industrieländern ist deutlich bewegungsärmer geworden. Menschen haben Fahrzeuge zur Fortbewegung, treffen sich digital, statt persönlich. Nahrung ist rund um die Uhr im Übermaß verfügbar. Überall gibt es stark verarbeitete, hochkalorische Lebensmittel wie etwa Süßigkeiten oder Fast Food, die kaum sättigen aber den Heißhunger zusätzlich aktivieren. [2] „Es wäre also auch wichtig, dass politische Rahmenbedingungen so geändert werden, dass eine gesunde Ernährung und mehr Bewegung stärker gefördert werden, um die Entstehung von Übergewicht zu vermeiden. Auch das DMP Adipositas – das zurzeit erarbeitet wird – kann einen entscheidenden Beitrag für eine bessere Versorgung der Patient:innen sein“, ergänzt der Adipositas-Experte.

Adipositas-Therapie: Jedes Kilo weniger ist ein Gewinn für die Gesundheit

Eine chronische Krankheit muss ein Leben lang behandelt werden. Auch Adipositas ist nicht heilbar. Aber nicht nur das Leid der Betroffenen, sondern auch die enormen Kosten für das Gesundheitssystem sind wichtige Argumente für gezielte Präventions- und Behandlungskonzepte. „Viele Menschen mit starkem Übergewicht haben eine Vielzahl von Diäten und Gewichts-Jojo hinter sich, bis sie Hilfe in einer Arztpraxis suchen. Die gute Nachricht: Verschiedene Studien zeigen, dass jedes Kilo weniger auf der Waage tatsächlich die Risiken für viele Folgeerkrankungen reduziert. Wer 5 bis 10 % seines Ausgangsgewichts abnimmt, senkt das Risiko für die Entstehung von Diabetes Typ 2, die Blutfettwerte, Bluthochdruck, Atembeschwerden, Beeinträchtigung und Schmerzen des Bewegungsapparates, die Gefahr von Harninkontinenz und verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und die psychische Befindlichkeit“, sagt Prof. Bühler und ergänzt, dass dieser Gewichtsverlust durchaus mithilfe einer konservativen Adipositas-Therapie – also durch einen Mix aus Verhaltensintervention, Ernährungs- und Bewegungstherapie – in absehbarer Zeit erreicht werden kann. Bei höhergradiger Adipositas ist die konservative Adipositas-Therapie allein oft nicht ausreichend. Dann kommen medikamentöse Begleittherapien sowie, in besonders schweren Fällen, auch die chirurgische Therapie (Magenverkleinerung, Magen-Bypass-Operation) infrage, um die Betroffenen effektiv vor den lebensgefährlichen Folgen ihres krankhaften Übergewichtes zu schützen.

Eines haben alle die konservative, die medizinische und die chirurgische Adipositas-Therapie gemeinsam: Für einen dauerhaften Gewichtsverlust und eine solide Rückfallprophylaxe müssen neue, gesunde Gewohnheiten fest etabliert werden. Deshalb brauchen Patient:innen eine möglichst engmaschige persönliche Betreuung.

Die DiGA zanadio: das persönliche Programm für ein gesünderes Leben

Die zanadio-App von aidhere wurde von Expert:innen mit langjähriger Erfahrung für die Behandlung von Menschen mit einem BMI von 30 bis 40 entwickelt und setzt wissenschaftlich fundierte Wirkprinzipien der konservativen Adipositas-Therapie digital um. Das Programm ist Regelleistung aller Krankenkassen und ermöglicht als multimodales Tool adipösen Patient:innen eine leitliniengerechte, individualisierte Behandlung. Prof. Dr. Blüher sieht in dieser DiGA eine Art persönliches Trainingskonzept, das Patient:innen rund um die Uhr begleitet. „Die Visualisierung des Ess- und Bewegungsverhaltens, der Kalorienaufnahme sowie des Energieverbrauches ermöglicht eine Art Rückkopplung und fördert so die Verbesserung des Lebensstils. So können Zeitlücken zwischen den analogen Behandlungsterminen bzw. -gesprächen mit dem medizinischen Fachpersonal ideal kompensiert werden.“

Mittlerweile wenden tausende Menschen mit Adipositas die vollkommen zeit- und ortsunabhängige DiGA an, profitieren von der Anwenderfreundlichkeit, der anschaulichen Wissensvermittlung und den verhaltenstherapeutischen Tools für die Veränderung ihrer Gewohnheiten. Schon die Pilotstudie zeigte positive Ergebnisse zur Wirksamkeit von zanadio. Ergebnisse der aktuell laufenden Studie übertreffen sogar die Erwartungen.

Info zum Experten:

Professor Dr. Matthias Blüher ist Endokrinologe, Diabetologe und Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene der Universitätsmedizin Leipzig sowie Professor für Klinische Adipositasforschung an der Universität Leipzig. Zudem ist er Vorstandsmitglied der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

Quellen:

[1] www.worldobesityday.org/

[2] Pereira MA et. Al Fast-food habits, weight gain, and insulin resistance (the CARDIA study): 15-year prospective analysis, Lancet 2005, doi: 10.1016/S0140-6736(04)17663-0.

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